6 Alternative Formen der Rockförderung

In diesem Teil unserer Arbeit möchten wir andere Möglichkeiten der Rockförderung aufzeigen. Zu deren wichtigsten Punkten gehört die Abschaffung des Gießkannenprinzips, das bisher so funktioniert, daß Fördergelder auf einzelne Bands aufgeteilt werden. Die Fördergelder verpuffen so wirkungslos. Außerdem ist die Auswahl der geförderten Gruppen nicht immer nachvollziehbar. Eine Problematik, die übrigens genauso die anderen freien Musik- und Theatergruppen betrifft. Das Geld sollte stattdessen in die Förderung der Infrastruktur fließen, was allen Bands zugute kommt und die Musikszene als Ganzes belebt.

 

I Privates Rockkommunikationszentrum (basierend auf einer Idee von Dirk Hüther)

Der Grundgedanke hinter diesem Konzept ist, daß die öffentliche Förderung der Anschubfinanzierung eines privaten Rockkommunikationszentrums dient – Stichwort: Kulturhilfe als Wirtschaftshilfe.

Dieses Rockkommunikationszentrum beherbergt zunächst einmal einen Live-Club als zentrale Spielstätte für Rockmusik in Saarbrücken. Außerdem gibt es ein Büro besetzt mit jungen Leuten, die selbst in der Szene sind und Kontakte zu Konzertveranstaltern, Plattenfirmen, Verlagen und Agenturen pflegen und diese weitervermitteln können. Des weiteren werden regelmäßig Seminare zu Themen, wie "Rechtsfragen", "effektive Werbung", "technisches Equipment", "Arbeit im Tonstudio" etc. durchgeführt, die von Fachleuten gehalten werden.

Die Haupteinnahmequellen des Rockkommunikationszentrums sind Sponsoren, Werbung und Getränkeverkauf.

Ein kleines Achtspur-Studio für Demoaufnahmen kann eingerichtet werden, das zum Selbstkostenpreis von allen Bands genutzt werden kann. Eine Übernachtungsmöglichkeit erlaubt es auswärtigen Bands in Saarbrücken zu spielen. Kontakte nach anderen Städten können so geknüpft werden. Lokale Bands erhalten die Gelegenheit einmal aus dem Saarland herauszukommen und nicht immer nur vor Verwandten und Bekannten zu spielen. Eine Szenezeitschrift, die vielleicht auch den definitiven Veranstaltungskalender enthält, kann herausgegeben werden.

Kurzum: das Kommunikationszentrum wird zum Zentrum der lokalen Rockszene und zum Knotenpunkt des Informationsflusses.

Außer den schon genannten Vorteilen, stellen sich noch folgende positive Effekte ein: Für eine private Einrichtung ist es um ein vielfaches leichter als für eine öffentliche Institution an Sponsorengelder zu kommen, da sie ein besseres Image als Werbeträger hat. Gerade da abzusehen ist, daß die Zigarettenwerbung in Zukunft noch weiter gesetzlich eingeschränkt werden wird, wird wohl die Tabakindustrie in verstärktem Maße eine Quelle für Sponsorengelder werden. Aber auch für Werbetreibende aller Art bietet das Rockkommunikationszentrum die Möglichkeit eine traumhafte Zielgruppe (jung – konsumfreudig – vergnügungssüchtig) zu erreichen und vom positiven Image der Rockmusik (Jugendlichkeit, Modernität, Dynamik etc.) zu profitieren.

Hemmschwellen, die möglicherweise gerade bei jüngeren Musikern gegenüber einer öffentlichen Einrichtung bestehen, entfallen beim Kontakt mit dem Rockkommunikationszentrum.

Das Wirken des Rockkommunikationszentrums lenkt möglicherweise die Aufmerksamkeit der Musikindustrie, die bisher um dieses Bundesland weitgehend einen Bogen gemacht hat, auf das Saarland.

Da das Rockkommunikationszentrum von saarlandweiter Bedeutung ist, wäre auch eine Unterstützung durch das Land angemessen.

Die lokale Rockszene kann zum Aushängeschild für das Saarland und für Saarbrücken werden und zur Verbesserung des Images der Region beitragen.

 

II Rock e. V.

Ebenso kann auch ein eingetragener Verein eine Rockförderung, wie oben beschrieben verwirklichen. Er hat zum Beispiel den Vorteil, daß er auch steuerlich absetzbare Spenden annehmen kann. Ein Verein ist jedoch in noch höherem Maße vom Engagement der Verantwortlichen abhängig (das jedoch auch bei der privaten Alternative Grundvoraussetzung sein muß). Er birgt zudem die größere Gefahr von Vetternwirtschaft und Klüngelei. Dennoch wäre öffentliche Rockförderung als Förderung des "Rock e. V.", der dann die Belebung der Infrastruktur im obigen Sinne vornimmt, durchaus eine sinnvolle Sache.