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Lusimi Quelle: Saarbrücker Zeitung, 15.04.2024

Das „Trüffel“-Jubiläumsmenü war richtig lecker

Eine der markantesten Saar-Bands ließ auf ihre ganz eigene Art gut 30 Jahre im Musikgeschäft Revue passieren. Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen bei einem mitreißenden Konzertabend.

von Sebastian Dingler

Aber wenn andere ein halbes oder ein Dreivierteljahrhundert feiern, kann man das mit Fug und Recht auch machen, wenn ein Drittel von hundert Jahren verstrichen ist. Außerdem ist Vinyl-Liebhaber Zimmermann die Zahl 33 1/3 auch als Abspielgeschwindigkeit von Schallplatten sympathisch. 

Zur Feier hatten Savoy Truffle die Bel Étage gewählt: Das volle Haus erlebte am Samstag ein Spektakel. Zimmermann beließ es nicht dabei, ein aktuelles Programm zu spielen. Er zeigte vielmehr eine Art Live-Dokumentation der Formation, indem er Ehemalige aus der Mottenkiste zauberte, zudem wurden alte Fotos und Videos eingeblendet. Nach drei Songs der aktuellen Formation machten Ex-Sängerin und Ex-Zing-Wirtin Awa Taban-Shomal und Marcel Sude als singender Tontechniker den Anfang. Letzterer war nie Bandmitglied, hatte aber die zweite Savoy Truffle-CD aufgenommen. Dazu gesellte sich Judith Schimanowski am Cello. 

Historisch korrekt sei das nicht, meinte Zimmermann, da die beiden Musikerinnen nie zusammen zur Formation gehörten. Eine Cellistin gab es von Beginn in dieser Band. Heidrun Klemm war die Erste. Sie sollte später auf die Bühne kommen. Sie erzählte, dass der erste Truffle-Schlagzeuger – damals hieß die Band noch „Spontan“ – sie mitgebracht habe. „Offenbar fand Zippo das Cello ganz interessant.“ Seit 20 Jahren ist Sigrid Münchgesang die Cellistin der Band. Als nächste Ehemalige kamen Jennifer Kloos und Nina Widjaja auf die Bühne. Beide waren im Jahr 2000 eingestiegen, Letztere blieb als Rekordhalterin 13 Jahre lang am Mikrofon. 

„Meine Kindergartenfreundin Jenny hat bei einer Band vorgesungen, da bin ich einfach mitgekommen“, erzählte die temperamentvolle Widjaja, die hinter der Bühne vor Rührung ein paar Tränen verdrückte. Die Band hatte sie einst wegen der Liebe und des damit verbundenen Umzugs nach Köln verlassen. 

Noch weiter in die Vergangenheit ging es mit den Auftritten von Sänger Karsten Ries und Bassist Dausi Jacoby, den laut Zimmermann wahren Bandgründern. „Dausi und ich hatten bei einer Klassenfete Musik gemacht. Wir hatten einfach die Idee, auch was zu machen bei einer Silvesterparty“, sage Ries. 

Backgroundsänger Urban Weber stieß als Bassist dazu. „Wir konnten alle nicht richtig spielen und dachten, wir nehmen jemand dazu, der das kann“, erinnerte sich Zimmermann. In der Bel Étage spielte das Ur-Truffle-Trio bei den alten Songs „Nightlife“ und „Tube“ mit. 

Nach der Pause wurde an die verstorbene Ex-Sängerin Isabel „Chiqui“ González Gómez erinnert mit zwei Titeln aus deren Zeit, „Dónde está la piscina?“ und „Mi desengaño personal“. Zimmermann erzählte, wie ihm die Sängerin 1995 aufgefallen war: Sie stieg in der Kneipe „Tante Anna“ auf einen Tisch, um dort zu singen und zu tanzen. Chiqui begründete die lange Abfolge von Sängerinnen in der Band, teilweise gab es sogar zwei gleichzeitig. Ihre Nachfolgerinnen waren alle da. Jede mit eigenem Timbre und faszinierend. 

Der Bandchef erwähnte auch, wie die langjährigen Mitmusiker Thom Berger (Gitarre) und Alain Neumann (Percussion) dazukamen. Während Ersterer eines Tages „einfach da“ gewesen sei, habe Zimmermann nach Neumann „gegoogelt“. Kleiner Scherz, denn natürlich sprach er da von 1992. Nein, er habe damals von einem guten Percussionisten gehört, ihn im „amtlichen Fernsprechverzeichnis“ nachgeschlagen und angerufen. Alain brachte den Schlagzeuger Frank J. Meyer mit. „Die beiden gab es nur im Doppelpack.“ 

Saxofonistin Kathrin Sude durfte selbst von ihrem Einstieg erzählen: „Ich saß mit Zippo im Café Kostbar und habe ihn eher aus Spaß gefragt, ob die Band nicht ein Saxofon bräuchte.“ Kommentar der damaligen Sängerin Chiqui: „Mit so vielen Leuten kann die Band kommerziell nicht erfolgreich werden.“ Nein, zum Geld verdienen taugen Savoy Truffle sicher nicht. Es ist eher pure Liebhaberei. Aber was für eine! 

Es war den ganzen Abend spürbar, wie viel Herzblut in dieser Formation steckt, die sich jede Woche zum Proben trifft. Unglaublich auch, dass das Programm dieses Abends so reibungslos vonstattenging, wo doch einige der Mitwirkenden schon sehr lange außer Übung sein mussten. „Es waren Osterferien, die Ehemaligen sind da teilweise schon gekommen. Teilweise haben wir erst heute vor dem Soundcheck geprobt“, sagte Zimmermann. Am Ende standen alle 19 Beteiligten auf der Bühne und zeigten perfekt eine Choreografie zum Song „Private Star“. 

Mit dem Spektakel legte sich die Band die Messlatte sehr hoch für die Feierlichkeiten zum 40. Jubiläum.

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