Bob Dylan 1965

»Ich bin nur Bob Dylan, wenn ich Bob Dylan sein muß.
Meistens bin ich einfach nur ich selbst ...«


Eine ebenso unvollständige wie subjektive Chronik (Teil I)

Teil I: 1941–1966
Teil II: 1966–1978
Teil III: 1979–1988
Teil IV: 1988–2006

© 2001-2004 Zippo Zimmermann - Alle Rechte vorbehalten

1941

Am 24. Mai 1941 wird Robert Allen Zimmerman als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Duluth/Minnesota geboren.

1947-59

Die Zimmermans ziehen nach Hibbing, wo sich Zimmy (wie ihn seine Mitschüler nennen) mit den »Golden Chords« seine ersten Sporen als Rock'n'Roller verdient. Ins High-School-Jahrbuch schreibt er als Berufswunsch: »Mitglied der Band von Little Richard werden.« (->Konzert-Poster)

1959

Bob Dylan in jungen Jahren
Robert Zimmerman kommt seinem Traum vom Rock-Star ein Stückchen näher, als er für kurze Zeit als Pianist der Bobby-Vee-Band engagiert wird. »Er war ziemlich heiß.« resumiert Vee, »Zumindest in C-Dur«.

1959

Robert Zimmerman schreibt sich am Arts College* der Universität von Minneapolis ein. Von innen sieht er die Uni allerdings nicht allzu häufig. Vielmehr treibt er sich in den studentischen Cafés und Clubs herum, wo er auch erste Auftritte gibt.

(*zu deutsch "Geisteswissenschaften" und nicht "Kunst" wie immer wieder falsch übersetzt wird.)

1961

(Bild vergrößern) Bob Dylan mit Freundin Suze Rotolo

Bob Dylan und Freundin Suze Rotolo 1963

Zimmerman kommt nach New York, nennt sich fürderhin »Bob Dylan« (wahrscheinlich nach dem walisischen Dichter Dylan Thomas) und macht dort Kneipen und Cafés aller Art mit Gitarre und Mundharmonika unsicher. (->Konzert-Poster)

1961

Bob Dylan besucht sein »letztes Idol«, den todkranken Folksänger Woody Guthrie, im Krankenhaus und spielt ihm ein paar Songs vor. Guthrie ist durchaus angetan: »Seine Texte sind vielleicht nicht so gut, aber singen kann er, der Junge.«.

1962

Nach einer euphorischen Konzertkritik in der »New York Times« nimmt Dylan bei Columbia Records (heute eine Division von Sony Music) seine erste LP auf: Hauptsächlich alte Blues- und Gospel-Songs (bei denen Dylan versucht zu klingen, wie ein schwarzer Baumwollpflücker) sowie zwei Eigenkompositionen. Gemäß der Sage spielt Dylan die LP, zum ungläubigen Erstaunen des Toningenieurs, in einem Rutsch ein: »Ich kann mir nicht vorstellen einen Song zwei Mal zu spielen.«.

1963

Folk-Queen Joan Baez nimmt Dylan unter ihre Fittische und präsentiert den Youngster bei ihren Konzerten. Die beiden verbindet über Jahrzehnte hinweg eine Haßliebe.
(->Foto: Bob Dylan & Joan Baez)

1963/64

Bob Dylan 1964Mit seinen nächsten beiden Alben liefert Dylan den Soundtrack zur Bürgerrechtsbewegung. Dylan singt gegen Krieg, Rassenhaß und soziale Ungerechtigkeit. »Blowin' In The Wind« wird zur Hymne und Dylan zur Ikone der Protestbewegung.

1963

Dylan verpatzt seinen ersten großen Fernsehauftritt: Als man ihm nahelegt auf die Polit-Satire »Talkin' John Birch Paranoid Blues« zu verzichten, sagt Dylan lieber seinen kompletten Auftritt in der »Ed Sullivan Show« ab.

1963

Bob Dylans Einsatz für die Bürgerrechte wird mit dem Tom-Paine-Preis belohnt. Bei der Preisverleihung kommt es zum Eklat, als Dylan in seiner improvisierten Dankesrede Verständnis für Kennedy-Mörder Lee Oswald äußert. In einem späteren »Klarstellungs«-Brief (»Dies ist eine Klarstellung, keine Entschuldigung.«) bietet Dylan an, entfallene Spendengelder zu ersetzen.

1964

Auf der Rückseite des »The Times They Are A-Changin'«-Covers veröffentlicht Dylan seine Gedichtssammlung »11 Outlined Epitaphs«. Auch die LP-Cover kommender Alben nutzt Dylan gelegentlich um Lyrik und Prosa-Texte an den Mann zu bringen.

1964

Enttäuschung macht sich in Dylans Anhängerschaft breit, als der Sänger auf »Another Side of Bob Dylan« den Zweisamkeitskosmos beleuchtet, anstatt die Ungerechtigkeit der Welt anzuprangern. »Das war als ich noch älter war« meint Dylan dazu in »My Back Pages« ...

1964/65

Subterranean Homesick Blues
Dylan als Video-Clip-Pionier 1965. Links im Bild: Beat-Poet Allen Ginsberg.
(->Video)

 
Auf seiner ersten Konzert-Tournee durch England sitzt die Creme de la Creme der britischen Pop-Szene (und wer sich dafür hält) im Publikum: von den Beatles und den Rolling Stones bis zu Dylan-Kopist Donovan. Dem Vernehmen nach macht Bob Dylan die Beatles mit den Genüssen des Marihuana-Konsums bekannt. Don Pennebaker dokumentiert die Tournee in dem prototypischen Konzertfilm »Don't Look Back«. Der Film beginnt mit dem berühmten Videoclip-Urahn »Subterranean Homesick Blues«, in dem Dylan Texttafeln mit den Endreimen in die Kamera hält.

1965/66

Als Bob Dylan beim Newport Folk Festival mit Rockband und E-Gitarre auftritt, ist die Szene geschockt: Rock'n'Roll gilt unter den Folk-Fans als hirnloser Ausbund des Kommerz. Auch bei den folgenden Konzert-Tourneen hagelt es Buhrufe aus dem Publikum. Dylan ruft seiner Band zu: »Play fucking loud!« (nachzuhören auf dem erst 1998 erschienenen »Live 1966«).
Indes die Wirkung auf die Popwelt ist elektrisierend: zum ersten Mal bringt jemand Rock und Lyrik zusammen.

1965

Obwohl ziemlich genau doppelt so lange wie eine übliche Single, landet »Like A Rolling Stone« auf Platz 2 der Charts. Damit stürmt Dylan erstmals selbst die Hitparaden (nachdem die Byrds, Manfred Mann, Peter Paul & Mary u.a. dies bereits mit anderen seiner Songs geschafft hatten).

1966

Als hätten die Fans mit dem wüsten Hardrock, den Dylan neuerdings auf seinen Konzerten präsentiert, nicht schon genug zu verkraften, sorgt Dylan beim französischen Publikum für zusätzliche Irritationen, als er die Bühne des Pariser »Olympia« mit einer gigantischen amerikanischen Flagge dekorieren läßt.

1966

»It used to be like that ... and now it goes like this!« - Erstmals experimentiert Dylan bei seinen Konzerten mit kompletten Neu-Arrangements seiner alten Songs. Immerhin war er damals noch so freundlich eine radikale Melodie-Umänderung vorher anzukündigen ...

1966

(Bild vergrößern) Dylanscher Humor: Konzertplakat von 2000
Dylanscher Humor: Konzertplakat von 2000

(Auch sehr lustig ist dieses Poster von 1999.)

Dylan beginnt die Grenzen des Mediums zu sprengen: mit »Blonde On Blonde« (seiner dritten LP innerhalb eines Jahres) veröffentlicht er das erste Doppelalbum der Rockgeschichte. Auch im Aufnahme-Studio übernimmt Dylan die Regie, Plattencover zeichnet er zum Teil selbst. Noch heute sind Dylans selbstgestaltete Tour-Plakate der Schrecken aller Konzertveranstalter.

1966

Die Single »Rainy Day Women #12 & 35« wird als Aufforderung zum Drogenkonsum interpretiert und von den Rundfunksendern boykottiert.

1966/1971

Dylan engagiert für seine Europa-Tournee 1966 erneut Filmemacher Don Pennebaker, um gemeinsam die TV-Doku »Eat the Document« zu produzieren. Die Arbeit wird jedoch durch Dylans Motorradunfall (siehe Teil II) unterbrochen. Bob Dylan stellt den Film schließlich alleine fertig und transformiert die geplante Reportage zu einer »experimentellen Anti-Dokumentation«, einem hypnotischen Cinéma-Vérité-Experiment. Kein Wunder, dass Fernsehsender ABC kein interesse mehr an dem Film hat. Die Uraufführung des selten gezeigten Werks findet 1971 statt.

-> Weiter zu Teil II: 1966–1978