Bob Dylan 1979

»Die großen Bücher sind schon alle geschrieben,
die großen Worte schon alle gesagt.
Ich skizziere euch jetzt ein Bild von dem,
was hier gelegentlich so läuft.«


Eine ebenso unvollständige wie subjektive Chronik (Teil III)

Teil I: 1941–1966
Teil II: 1966–1978
Teil III: 1979–1988
Teil IV: 1988–2009

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1979

Auf »Slow Train Coming« veröffentlicht Bob Dylan ausschließlich religiöse Songs. Als er bei seinen Konzerten nur die neuen Titel und keinen einzigen seiner früheren Songs spielt und zudem noch seine Zuschauer versucht, zum christlichen Glauben zu bekehren, verlassen viele vorzeitig den Konzertsaal.

1980

Dylan holt sich seinen ersten Grammy für »Gotta Serve Somebody« ab. Weitere Grammy-Auszeichnungen folgen 1991, 1995, 1998 und 2002. 

1981

Nach einem weiteren religiösen Album (»Saved«) sind auf »Shot of Love« unter anderem wieder weltliche Gesänge zu hören. Auch von Missionierungsversuchen des Publikums nimmt Dylan Abstand.

1981

»Er war schon auf mehr Dylan-Konzerten als ich« sagt Bob Dylan über seinen High-School-Kumpel und größten Fan Larry Keegan. In der Zugabe eines Konzerts in Merriville rollt Keegan auf die Bühne (er ist Rollstuhlfahrer), um einen Chuck-Berry-Song zum Besten zu geben. Dylan begleitet ihn auf dem Tenor-Saxophon.
(->Foto: Bob Dylan & Larry Keegan live on stage)

1983-97

Video-Clip »Tight Connection To My Heart«
Bob bizarr: im Video zu »Tight Connection To My Heart« (1985) wagt Dylan ein Tänzchen.

Dylans erster Ausflug in die Welt der Musikvideos mit »Jokerman« stößt auf allgemeine Begeisterung – nur nicht bei ihm selbst: vor allem das Playback-Singen ist Dylan ein Greuel.
Beim 1985er Video zu »Tight Connection To My Heart« (Regie: Paul Schrader) sind sich die Experten noch nicht einig, ob es jetzt Ausdruck von Dylans bizarrem Humor oder einfach nur schlecht ist. Auf jeden Fall ist es dem»Rolling Stone«-Magazin nach wie vor einen Platz 16 in den »50 Most Bizarre Moments in Rock« wert.
Für die »Oh Mercy«-Clips spielt Dylan die Titel einfach noch einmal live ein und läßt sich dabei filmen. »Series of Dreams« (1991) besteht ausschließlich aus Archiv-Material. Erst im »Blood In My Eyes«-Clip 1993 scheint Dylan wieder Spaß daran zu finden, vor der (Video-) Kamera zu agieren.

Video-Clip »Blood in My Eyes«
»See the frowns on the jugglers and the clowns, when they all did tricks for you ..« - Dylan als Juggler beim Video-Dreh 1993

1984

Dylan probt mit der Punk-Band »The Plugz«. Der einzige Auftritt der Truppe bleibt eine gleichsam wüste wie eindrucksvolle Performance in der TV-Talk-Show »Late Night With David Letterman«.

1985

Bob Dylan gibt sein aktuelles Album »Empire Burlesque« zum Remix in die Hände von Dancefloor-Spezialist Arthur Baker (New Order, Hall & Oates). Ergebnis: man muß sich gehörig anstrengen, um im möchtegern-modernen Mix-Sumpf einen Dylan in Top-Form herauszuhören.

1985

USA For Africa
»USA for Africa« mit einem leicht deplaziert wirkenden Dylan

Als die amerikanischen Pop-Stars und -Sternchen ihr »We are the World« zugunsten der Hungernden in Äthiopien anstimmen, beweist Dylan, daß Michael Jacksons Melodie durch die Reduktion auf einen Ton durchaus noch erhebliche Verbesserung erfahren kann.

1985

Dylan setzt beim weltweit ausgestrahlten Benefiz-Spektakel »Live Aid« die Antiklimax: Begleitet von Keith Richards und Ron Wood (Rolling Stones) irritiert er mit einer minimalistischen Performance und eigenwilligen Ansichten über die Verwendung der Spendengelder. Das anschließende gemeinsame Absingen von »We Are the World« geht ohne Bobby über die Bühne.

1985

Mit »Biograph« läßt Dylan in einer 5-LP-Box seine Karriere Revue passieren. Angesprochen auf die 18 bislang unveröffentlichten Aufnahmen auf »Biograph«, antwortet Dylan prophetisch: »Wenn ich wollte, könnte ich ein 5-LP-Set mit ausschließlich unveröffentlichten Songs herausbringen.«
Der Erfolg des Box-Sets motiviert alsbald die Plattenfirmen zu ähnlich aufgemachten Veröffentlichungen anderer Künstler.

1985

Auf Einladung des Sowjetischen Schriftstellerverbands reist Bob Dylan für einen Auftritt nach Moskau.

1985/86

(Bild vergrößern) Bob Dylan in Hamburg 1984
Bob Dylan in Hamburg 1984

In der unglaublich originellen Rolle des alternden Rock-Stars und flankiert von einer Provinz-Theater-Schauspieltruppe kämpft sich Dylan durch das haarsträubende Drehbuch von Richard Marquands (»Die Rückkehr der Jedi-Ritter«) »Hearts Of Fire«. Glücklicherweise wird der Film ein Flop.

1986

Dylan schaut bei Old-School-Rapper Kurtis Blow im Studio vorbei und macht das, was er schon immer gemacht hat: rappen (zu hören auf »Kingdom Blow«).

1986/87

Bob Dylan kürt »Tom Petty & the Heartbreakers« zu seiner neuen Begleitband. Im Backgroundchor singen seine zweite Frau Carolyn Dennis und seine Schwiegermutter Madelyn Quebec (Nicht zu verwechseln mit dem Linda-McCartney-Syndrom: Dennis und Quebec sind professionelle Gospel-Sängerinnen).
1987 geht er außerdem mit »The Grateful Dead« auf Tournee.
(>>Foto: Bob Dylan & Grateful Death)

1987

Als der Vorverkauf für das Dylan-Gastspiel in Berlin (West) nur schleppend läuft, hat Konzertveranstalter Fritz Rau eine tolle Idee: Er verlegt den Auftritt in den Osten. 100 000 Zuschauer im Treptower Park erwarten systemkritische Stellungnahmen, die als Veranstalter auftretende FDJ erwartet salbungsvolle Worte zum Weltfrieden, doch mit dem, was Dylan schließlich sagt, hat kaum jemand gerechnet: nämlich kein einziges Wort.

1987

Dylan läßt es sich nicht nehmen im Duett mit Michael Jackson Liz Taylor ein Ständchen zum 55. Geburtstag darzubringen.

1987/88

Den Song »Brownsville Girl« schreibt Dylan zusammen mit Theater-Autor Sam Shepard. Ansonsten verwurstet Dylan auf seinem neuen Album »Knocked Out Loaded« reichlich uninspiriert Reste vom Vorgänger »Empire Burlesque«. In einem akuten Anfall von Geschmacksverwirrung läßt er in der Megaschnulze »They Killed Him« gar einen Kinderchor antreten. Kaum erquicklicher klingt das nur 32minütige 1988er-Werk »Down In The Groove«, das zudem weitgehend aus Cover-Versionen besteht.

1988

Dylan schreibt zusammen mit Bono einen Song für das aktuelle U2-Album »Rattle and Hum« und steuert ein wenig Keyboards und Backing-Vocals bei.

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