Star Trek

Kritik: »Star Trek IX - Der Aufstand« (1998)
Autor: Zippo Zimmermann

Ballerte noch im letzten Star-Trek-Streifen zur Überraschung der Fans Captain Picard als schlechter Rambo-Verschnitt bösartige Borg nieder, ist unser guter Jean-Luc in »Star Trek IX - Der Aufstand« glücklicherweise wieder ganz der Alte: Anstatt die Waffen sprechen zu lassen, wie sein vorgesetzter Admiral es vorschlägt, bringt Schöngeist Picard den außer Kontrolle geratenen Androiden Data mit der Macht der Musik zur Räson. Selbst die neuen Bösewichte, die schurkischen »Son'a«, vermag er kraft seiner rhetorischen Künste zum Guten zu bekehren.
    Doch bis es soweit kommt, geht zunächst einmal auf der »Enterprise« alles seinen gewohnten Gang: Monsieur Picard muß bei langweiligen diplomatischen Konferenzen alberne Kopfbedeckungen tragen, erster Offizier Riker und Schiffspsychologin Troi turteln wie die Weltmeister und Lieutenant Worf, der sich »zufällig« an Bord befindet, kämpft gegen fiese klingonische Pickel.
    Indes braut sich in der Ferne das Unheil zusammen: die Föderation hat sich ausgerechnet mit den hinterhältigen Son'a zusammengetan um einen ganz und gar eigenartigen Planeten zu erforschen -- aufgrund metaphasischer Partikelströme (was immer das sein mag) sind dort Tod und Krankheit ein Fremdwort. Ungünstig nur, daß der Ausbeutung der heilsamen Planetenkräfte das Völkchen der Bak'u entgegensteht, deren Angehörige sich bereits vor Jahrhunderten auf dem Planeten niedergelassen haben und seitdem keinen Tag älter geworden sind. Die friedlichen Bak'u führen als Neohippies ein naturverbundenes Leben in einem kuscheligen Klischee-Paradies, dem es von ewigem Sonnenschein, sprudelnden Bächen, kristallklaren Bergseen, jeder Beschreibung spottenden Sonnenaufgängen bis zu knuddeligen Alien-Kuscheltieren (als Nachfolger der altehrwürdigen Tribbles) an nichts fehlt.
    Auch auf die Crew der Enterprise entfaltet der Planet seine Wirkung: Picard legt einen flotten Mambo aufs Parkett (vom Premierenpublikum mit Sonderapplaus bedacht) und lacht sich eine dralle Dreihundertjährige an, Psychologin Troi und Ärztin Crusher erfreuen sich eines strafferen Busens und Chefingenieur LaForge darf mit neu gewonnenem Augenlicht die erwähnten Sonnenaufgänge begutachten. Keine Frage, daß sich die Enterprise-Crew auf die Seite der Bak'u stellt, um deren gewaltsame Vertreibung aus ihrer Heimat zu verhindern.
    Während Picard mit einigen Leuten auf dem Planeten bleibt, darf Commander Riker, dessen Aufgabe im ersten Teil des Filmes weitgehend darin bestand wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen und durch seine unförmige Erscheinung für unfreiwillige Komik zu sorgen, nun als Ersatz-Captain mit dem Joystick (der an das Bügeleisen aus »Raumpatrouille Orion« gemahnte) die Enterprise durch undurchdringliche Nebel und um feindselige Son'a-Schiffe herum manövrieren, um dem Föderationsrat vom unbotmäßigen Treiben auf dem Planeten zu berichten. Derweil bemächtigen sich Picard und Co mit List und Tücke des Son'a-Schiffes und zerstören die bedrohliche Sonde mitsamt Chefbösewicht Ru'afro. Die übrigen Son'a-Mannen versöhnen sich indes mit den Bak'u, die, wie sich herausstellt, ihre eigenen Eltern sind. Da der Status Quo von Friede, Freude und Eierkuchen nun wieder hergestellt ist, verlassen Captain Picard und seine Mannen das System, um (nach eigenem Bekunden) anderswo für Recht und Ordnung zu sorgen.
    Soviel zur Handlung, die sich aus bewährten Elementen vergangener TV-Folgen zusammensetzt, und die zu keiner Zeit spannend, weil allzu vorhersehbar, ist. Dieser Mangel schmälert jedoch keineswegs das Kino-Vergnügen, da er wettgemacht wird durch schlaue Dialoge, liebevolle Gags und die wiedergewonnene moralisch-philosophische Dimension der Story. Die überraschende Anwesenheit von Lt. Worf auf der Enterprise, der ja -- wie erfahrene Trekkies wissen -- bereits vor geraumer Zeit nach »Deep Space Nine« abkommandiert wurde, scheint Potential für einen neuen Running Gag herzugeben. Die erneuerte Romanze zwischen Riker und Troi wirkt recht aufgesetzt und unmotiviert (oder ist sie vielleicht auch durch die planetaren Emissionen bewirkt?). Schade, daß das Produktionsteam von Paramount für die Special-Effects weitgehend auf Computergrafiken setzte, so daß selbst die alte Enterprise aus dem 1979er Kino-Debüt noch weitaus lebendiger und realistischer wirkte als das neue Modell.
    Fazit: Für alle Fans gibt es ein unterhaltsames Weltraum-Abenteuer mit der liebgewonnenen »Next-Generation«-Crew und moralischem Nährwert. Wer jedoch nicht die leiseste Ahnung hat, was ein »Holo-Schiff« oder ein »positronisches Gehirn« sein könnte, sollte besser zu Hause bleiben.

Zippo Zimmermann, 31. 12. 1998


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